
Auf die SWU folgt als neuer Besitzer und Betreiber der Sendener Anlage die Firma Blue Europe Energy aus Ulm. Was diese anders machen will. Von Angela Häusler
München, 1. April 2019 – Der Geschäftsbereich Holzpellets der BayWa AG und die Prinz-Eugen-Energiepark GmbH, Ulm,haben mit Wirkung zum 1. April 2019 eine langfristig angelegte Kooperation beschlossen. Demgemäß übernimmt die BayWa sowohl die Vermarktung der gesamten Holzpellets-Produktion der Prinz-Eugen-Energiepark GmbH am Standort Bad Arolsen (Hessen) als auch das Stoffstrommanagement; der Produktionsbereich bleibt davon unberührt. „Damit können wir unsere bestehenden guten Geschäftsbeziehungen mit der Prinz-Eugen-Energiepark GmbH weiter intensivieren“, so Emil Sopper, Leiter Geschäftseinheit Holzpellets bei der BayWa AG. „Für uns bieten sich mit der Übernahme der Handelsaktivitäten weitere Vermarktungschancen in der Region wie auch überregional.“ Durch die Kooperation mit der BayWa sichere die Prinz-Eugen-Energiepark GmbH ihr Investment in die Produktionsanlage in Bad Arolsen ab, ergänzt Jochen Sautter, einer der beiden Geschäftsführer der Prinz-Eugen-Energiepark GmbH. Geschäftsführer Herbert Heinz werde sich zukünftig ganz auf die Produktion und deren Weiterentwicklung konzentrieren.
SWU-Chef Klaus Eder fasst den Umstand, dass die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm das Sendener Holzgas-Heizkraftwerk schon bald an einen neuen Besitzer übergeben, so zusammen: „Wir verstehen uns nicht als Unternehmen, das Kraftwerke dieser Größenordnung betreiben kann und sollte.“ Neuer Eigentümer ist ab dem 1. Januar 2018 die Blue Energy Europe GmbH aus Ulm. Sie wird die Anlage mittels ihres eigens gegründeten Tochterunternehmens Blue Energy Syngas betreiben. Die Stadtwerke wollen die Energie dann nur noch vermarkten.
Erst gestern Vormittag wurden die Verträge unterzeichnet. Der Betrieb auf dem Kraftwerksareal an der Sendener Daimlerstraße soll zunächst wie gewohnt weitergehen, so Jochen Sautter, kaufmännischer Geschäftsführer von Blue Energy Europe. Die Anlage sei „eine gute Basis für weitere Optimierungen“. Auf „Anlagen mit Handicap“ habe sich sein Unternehmen schließlich spezialisiert.
Die Mitarbeiter werden übernommen
So betreiben die Energie-Unternehmer mit Sitz im Ulmer Science Park bereits einen Energiepark in Hessen, der Holzpellets verarbeitet sowie ein in Finnland abgebautes Biomassekraftwerk, das derzeit im nordrhein-westfälischen Hürth wieder aufgebaut wird. Dabei setzt die Firma insbesondere auf ökologische Energieprojekte und auf Wärmeerzeugung. In Senden wird das Unternehmen die bisherigen 14 Mitarbeiter der SWU-Netze über einen Dienstleistungsvertrag weiterbeschäftigen, so der technische Geschäftsführer von Blue Energy Europe, Herbert Heinz.
Der im Sendener Werk per Holzverschwelung erzeugte Strom soll nach wie vor ins öffentliche Netz eingespeist werden und für die Wärme bleiben die SWU, laut den Verträgen, weiterhin Abnehmer. Die Stadtwerke wiederum wollen das Fernwärmenetz in der Umgebung künftig ausbauen. Durch das nun frei werdende Kapital sei wieder mehr Spielraum fürs Kerngeschäft der Stadtwerke, wie die Verteilung der Energie an Endkunden sowie den Ausbau der Mobilität und der digitalen Netze, so Eder.
Die SWU geben die Sendener Anlage dennoch „schweren Herzens“ auf, sagte Eder. Schließlich „haben wir viel Herzblut reingesteckt und immer wieder nachgebessert“. Das als Pilotprojekt gebaute und 2012 in Betrieb genommene Kraftwerk hatte seit dem Start oft mit technischen Problemen gekämpft und auch wirtschaftlich lief es nicht rund. In Summe, so der SWU-Chef, „hat uns der Betrieb Geld gekostet“. Bereits vor zwei Jahren habe es erste Überlegungen gegeben, das Kraftwerk zu veräußern.
Die Betriebsstunden sollen erhöht werden
Der neue Eigentümer aber ist guter Hoffnung, das Heizgas-Kraftwerk gewinnbringend betreiben zu können. Sie wollen die Anlage nun „mit Augenmaß optimieren“, so Jochen Sautter. Ziel sei es, die Betriebsstunden von derzeit rund 6000 pro Monat auf 7000 zu erhöhen. Technik-Geschäftsführer Heinz betont, dass die im Kraftwerk erprobte Methode Potenzial habe.
Es sei zu früh, um zu beurteilen, ob sich die Verschwelung von Holz einmal durchsetzen wird. Das Verfahren habe aber durchaus Vorteile, so lasse sich das dabei entstehende Holzgas etwa direkt in Erdgasnetze einspeisen. Ziel der Blue Energy Group sei es zudem, weitere Erfahrungen technischer Natur zu sammeln. Die Technische Universität Wien und die Universität Erlangen/Nürnberg sollen den Betrieb wissenschaftlich begleiten.
Bei den Zulieferern des Holzes soll es bleiben. Im Kraftwerk wird vorrangig Restholz aus Wäldern in der Region verwendet, um Wärme zu erzeugen, die dann ins Neu-Ulmer Netz eingespeist wird.
Quelle: Augsburger Allgemeine vom 21. Oktober 2017