Investor Blue Energy Europe hebt bei einer Infoveranstaltung die Ökobilanz hervor. Von Andreas Engels
Hürth-Knapsack. Das Kraftwerk wird recycelt, zur Energieerzeugung dienen regenerative Brennstoffe – die Geschäftsführer von Blue Energy Europe hoben bei der Vorstellung ihres Projekts auf dem Knapsacker Hügel vor gut 60 Besuchern im Feierabendhaus vor allem die Ökobilanz hervor. Bei der Versorgung der Papierfabrik mit Prozessdampf soll künftig Biomasse die Braunkohle ersetzen. Das spare den Ausstoß von jährlich 260 000 Tonnen CO2 ein, sagt BEE-Manager Jochen Sautter. Die Energieerzeugung aus Biomasse gilt als klimaneutral.
In Einzelteile zerlegt
Noch stehen große Teile des Kraftwerks in der finnischen Stadt Myllykoski. Dort hat die 2009 in Betrieb gegangene Anlage bereits eine Papierfabrik mit Energie versorgt. Doch die Turbine war nur drei Jahre lang in Betrieb. Erst wurde 2011 die Papierfabrik geschlossen, später dann das Kraftwerk eingemottet.
BEE, laut Geschäftsführer Sautter auf „ökologische Energieanlagen mit Handicap“ spezialisiert, hat das Kraftwerk gekauft. Das Handicap sei in diesem Fall der „falsche Standort“ gewesen. Den richtigen Standort hat das Unternehmen aus Ulm in Knapsack gefunden. Das Kraftwerk wird gerade in Finnland zerlegt. Die Einzelteile sollen überholt, abtransportiert und ab Mitte 2018 vor der Papierfabrik am Bertramsjagdweg wieder aufgebaut werden. Auch eine Brennstofflagerhalle, ein Gaskraftwerk als Ausfallsicherung und eine neue Rauchgasreinigung werden entstehen. Mitte 2019 soll das Kraftwerk, das Wärme und Strom erzeugt, ans Netz gehen.
Viel günstiger als die Errichtung eines neuen Kraftwerks sei der Ab- und Aufbau nicht, antwortete Sautter auf Nachfrage, über Summen wollte er nicht sprechen. Die Wiederverwendung von 2000 Tonnen Stahl spare Ressourcen und passe ins Unternehmenskonzept. Der BEE-Geschäftsführer räumte ein, dass mit dem sieben Jahre alten Kraftwerk auch Ansprüche auf Einspeisevergütungen für Strom nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz importiert würden, die es für neue Kraftwerke so nicht mehr gebe, und zwar bis ins Jahr 2029.
Bis dahin soll in dem Kraftwerk gemäß EEG-Vorgaben Biomasse – in diesem Fall Altholz – verbrannt werden. BEE will sich aber für die Zeit danach auch den Einsatz von organischen Abfällen genehmigen lassen. Der Brennstoff soll aus einem Umkreis von 150 Kilometern angeliefert werden, lautete die Antwort auf eine weitere Frage. Nachfragen gab es zur Ökobilanz. Eine Besucherin bezweifelte, dass es zu den angegebenen CO2-Einsparungen komme. Wenn das Braunkohlekraftwerk nebenan auch ohne die Papierfabrik als Dampfabnehmer weiter betrieben werde, werde die Region im Gegenteil mehr belastet. Das liege nicht im Einflussbereich von BEE, entgegnete Herbert Heinz, technischer Geschäftsführer.
Armin Schmidt, General Manager bei UPM, dem Betreiber der Papierfabrik, betonte, sein Unternehmen setze auf erneuerbare Energien und nachwachsende Rohstoffe. Das neue Kraftwerk schaffe auch Planungssicherheit. UPM wird die Hälfte der Wärmeenergie abnehmen. Die UPM-Tochter Rheinpapier erzeugt auf der nach Unternehmensangaben modernsten Papiermaschine Europas bis zu 335 000 Tonnen Zeitungsdruckpapier aus Altpapier.
Quelle: Kölner Stadtanzeiger vom 16. September 2017