
Am 1. April 2020 wurde Jochen Sautter (Geschäftsführer Blue Energy Europe GmbH) vom Radiosender Radio 7 zum von der Blue Energy Group betriebenen Holzheizkraftwerk in Senden interviewt.
Hören Sie hier das Interview in voller Länge:
Transkript des Mitschnitts
Radio 7: Erneuerbare Energien haben in den ersten drei Monaten dieses Jahres erstmals mehr als die Hälfte des Stromverbrauchs in Deutschland gedeckt. Von Januar bis März wurden rund 52 % des Verbrauchs mit Wind, Sonne, Wasserkraft und anderen Ökoenergien erzeugt – das zeigen aktuelle Expertenberechnungen.
In Senden im Kreis Neu-Ulm will das Unternehmen Blue Energy Europe bis zum Beginne der neuen Heizperiode im Herbst sein umgerüstetes Holzheizkraftwerk ans Netz bringen. Es soll Strom und Fernwärme aus Holz erzeugen, erklärt Geschäftsführer Jochen Sautter.
Jochen Sautter: Als wir haben momentan eine Phase, wo sehr sehr viel Holz in den Wäldern herumliegt. Wir haben sehr viele Borkenkäfer im Wald – da haben wir sehr viele Schäden im Wald, wo das Holz wirklich raus muss, wir haben sehr viel Sturmholz. Dieses Waldrestholz wird thermisch verwertet und wird letztendlich in einem KWK – also in einem Kraft-Wärme-Prozess zu Strom und Wärme umgewandelt.
Radio 7: Die Biomasseanlage erzeugt also aus regenerativen Quellen umweltfreundlich so viel Energie, dass damit rechnerisch 10.000 Durchschnittshaushalte mit Strom und etwa 5.000 mit Fernwärme versorgt werden können. Weiterer Aspekt soll künftig auch die Herstellung von Bio-Öl bei der thermischen Verwertung von Holz sein. Das soll künftig auch jeder private Haushalt an Stelle von herkömmlichem Heizöl nutzen können.
Jochen Sautter: Es ist ja so, dass auch in der Gesetzgebung vorgesehen ist, dass man Heizöl und auch fossile Brennstoffe zu Hause nicht mehr verheizen soll, dass man lieber auf ökologische Brennstoffe umstellt. Da ist es so, dass Leute, die eine Ölheizung haben, die Wahl haben, die komplette Heizungsanlage zu erneuern oder auszutauschen oder möglicherweise auch mit einem ökologischen Öl die Heizung weiterzubetreiben. Da möchten wir gerne in diese Nische reinspringen und das ökologische Öl dafür produzieren.
Radio 7: Außerdem möchte Jochen Sautter mit dieser Anlage erforschen, ob sie auch grünen Wasserstoff in größeren Mengen zu wirtschaftlichen Preisen erzeugen kann. Wasserstoff als eine mögliche Antriebsenergie der Zukunft – aber ganz wichtig: eben auch aus nachwachsenden Rohstoffen.
Jochen Sautter: Wir glauben, dass Wasserstoff eine sehr sehr große Zukunft hat; auch im Bereich der Mobilität. Das einzige Problem ist momentan nicht, dass es keine Brennstoffzellen gibt oder keine Wasserstoffautos oder LKW oder Busse – das gibt es alles schon. Aber es gibt derzeit kaum grünen Wasserstoff und es macht natürlich keinen Sinn, dass man Wasserstoff produziert aus fossilen Energien, um dann später wieder, ich sage in Anführungszeichen, ökologisch Auto zu fahren. Sondern der Wasserstoff muss tatsächlich auch ökologisch produziert sein und dann macht das ganze auch Sinn.
Radio 7: Das Holzheizkraftwerk in Senden ist hier an einem Pilotprojekt des Bundesverkehrsministeriums zum Thema Wasserstoffnutzung beteiligt.
Quelle: Radio-7-Beitrag vom 1. April 2020.